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Kita Uphof in Hamm – an der Spitze beim Deutschen Kita-Preis

Der Deutsche Kita-Preis wurde 2018 erstmals ausgelobt, „um öffentlich zu betonen, dass Kita und Schule (als Erziehungs-, Bildungs-, und Betreuungseinrichtungen) gleichwertig sind. Den Deutschen Schulpreis gibt es schließlich schon seit zwölf Jahren“, so die Programmleiterin des Preises, Dr. Barbara Junne.

Wie beim Schulpreis wurde für den Kita-Preis eine Trägerplattform von Politik und Stiftungen zusammengestellt, in der neben dem Bundesfamilienministerium die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, der Didacta-Verband, die Heinz- und Heidi-Dürr-Stiftung und die Karg-Stiftung zusammenwirken.

Vier Kategorien konkretisieren den Bildungsbegriff, der hinter dem Kita-Preis steht. Sie dienen zugleich der Auswahl der Preisträger:

  • Kindorientierung
  • Sozialraumorientierung
  • Partizipation
  • Lernen im Prozess.

Als „Kita des Jahres“ wurde das städtische Familienzentrum Ludwig-Uhland-Straße in Maintal ausgewählt, die eine Reihe von Bezügen zur Reggio-Pädagoik aufweist. Zu den vier Zweitplatzierten gehört die evangelische Kita Uphof im nordrhein-westfälischen Hamm.

Die Kita Uphof erhielt im Herbst 2016 die Anerkennung als reggio-inspirierte Kindertageseinrichtung. Anschließend nahm das Team fast komplett an einem Fachkraftkurs zur reggio-inspirierten Kultur des Lernens teil. Der Kurs wurde speziell für das Team der Kita organisiert und vom Evangelischen Kirchenkreis Hamm komplett finanziert.

Vor allem drei reggio-spezifische Aspekte zeichnen die Kita aus und haben wesentlich zur Preisverleihung geführt:

  1. Raum als „dritter Erzieher

das heißt für die Kita Uphof vor allem:

  • Räume sollen Atmosphäre haben, sinnlich anregend, zugleich entspannend sein.
  • Räume haben unterschiedliche Aktionsschwerpunkte, vor allem folgende Raumfunktionen:
    • Atelier
    • Miniatelier
    • Matschatelier
    • digitales Atelier
    • Medienwerkstatt
    • Forscherinsel
    • Schreibwerkstatt
    • Wasserwerkstatt
    • Sandwerkstatt
    • Winterwerkstatt
    • Naturwerkstatt
    • Versuchsküche.
  • Die Räume werden durch ein charakteristisches Element der Reggio-Pädagogik geprägt: die „sprechenden Wände“. In ihnen geht es vor allem um drei Themenfelder:
    • Darstellung der „magischen Momente“ in Projekten z.B. zu folgenden Themen „Wie können wir den Turm bis zum Weltraum bauen“, „Kann ich mit einem Luftballon fliegen“, „Wie kommt das Wasser in den Wasserhahn“, „Wir bauen uns ein Museum“, „Mit Medien die Natur entdecken“, „Kohle unter unseren Füßen“
    • Angaben zu wiederkehrenden oder konstanten Elementen des Kita-Alltags, z.B. Tagesablauf und Geburtstagskalender
    • Philosophisch oder poetisch gestimmte Aphorismen und Lebensweisheiten mit pädagogischen Bezügen wie „Wissen ist das Kind der Erfahrung“, „Kinder lernen durch Erleben“.
  1. Persönlichkeiten machen ein Team aus

Die Reggio-Pädagogik versteht die PädagogIn als

–       Begleiterin

–       Forscherin und

–       Zeugin (Dokumentatorin).

Das Team der Kita Uphof macht deutlich, was das konkret bedeutet: Bei Hospitationen sieht man, wie Kinder allein oder in Kleingruppen immer wieder experimentell Handlungen entwickeln. Erwachsene verhalten sich als Fragende oder als Vermittler von Bestätigung, von Verstärkung, gelegentlich auch von neuen Impulsen. Daneben gibt es aber auch andere Interaktionsmuster, z.B. das Sprühen von Ideen und von ansteckender Begeisterung, egal ob dies von Kindern oder Erwachsenen ausgeht.

Die Heterogenität der Kinder spiegelt sich bei der Kita Uphof in der Diversität der Bezugspersonen wider. So gibt es KollegInnen, die handwerklich-technische oder aber sprachlich-kommunikative bzw. ästhetisch-gestalterische Themen- und Aktionsfelder bevorzugen. In der Reggio-Pädagogik gilt: Verschiedenartigkeit im Erzieherverhalten ist ein wichtiger Faktor pädagogischer Qualität.

Das andere Charakteristikum des Teams ist der enge Zusammenhalt. Immer wieder werden Situationen des Austauschs gesucht und gefunden, um z.B. Erfolge zu zeigen, um Probleme zu lösen, um Pläne zu schmieden, um Ärger loszuwerden, um zu streiten. Heterogenität ist erkennbar die Basis für die Selbstverständlichkeit, dass Unterschiede befruchtend sein können.

  1. Kultivieren von sozialen und sozialräumlicher Beziehungen

Eltern werden in der Kita Uphof in Kommunikations-, Entscheidungs- und ansatzweise auch Verantwortungsstrukturen ringsum die Kita eingebunden. Die Eltern emanzipieren sich von der Rolle als Kunden pädagogischer Dienstleistungen. So wird ein buntes Spektrum vielfältiger Formen des Austauschs und des gemeinsamen Handelns kultiviert. Das reicht von der selbstverständlichen Beteiligung an Projekten als Vermittler von Ideen oder persönlichen Kontakten bis zur Mitwirkung an Festen und kulturellen Veranstaltungen. Ein Beispiel ist die regelmäßig stattfindende „Italienische Nacht“. Sie ist ein Beispiel für die von der Kita Uphof gepflegten Kontaktforen, in denen die Teammitglieder als Fachleute, Eltern und eine interessierte Öffentlichkeit zwanglos zusammenkommen. So bildet sich um die Kita Uphof ein Kranz von Orten, Personen und Institutionen, die in ein Netzwerk von Kommunikation und Kooperation eingebunden sind.

Kinder können so ihre Kita als Ausgangspunkt für die Erschließung benachbarter Bereiche nutzen. In den Erkundungen erweitern sie ihre Kompetenz im Umgang mit Neuem und differenzieren ihr Weltwissen

(ausführlich demnächst in KiTa aktuell NRW, November 2018).

Tassilo Knauf, Ehrenvorsitzender